Sonntag, 19. April 2020

Der Judenfriedhof in Zeckern

Den jüdischen Friedhof in Zeckern im Landkreis Erlangen-Höchstadt habe ich zuletzt im Jahr 2014 besucht.  Ich habe damals nicht so viele Fotos gemacht, und bin mit meinen damaligen Aufnahmen auch nicht mehr so zufrieden. Ich wollte diesen Ort also nochmals aufsuchen, und auch mehr und bessere Bilder mitbringen. Hier sind nun etwa 80 Aufnahmen zu sehen. Unter der Bilderstrecke finden Sie bei Interesse dann noch ausführliche Informationen und weiterführende Adressen zu diesem bedeutenden jüdischen Friedhof...

Der jüdische Friedhof in Zeckern befindet sich nordwestlich des Ortes, nahe dem Teich "Judenweiher", und wurde vermutlich bereits im 14. Jahrhundert angelegt. Die letzten Beisetzungen fanden in den Jahren 1938 und 1941 statt. Bis dahin wurden auf diesem Friedhof vermutlich 6.000 Menschen beerdigt. Mit einer Fläche von über 15.000m² gehört der Friedhof damit zu einem der ältesten und größten erhaltenen jüdischen Begräbnisstätten in ganz Bayern. 

Der Ort Zeckern selbst bestand ursprünglich nur aus einem Hof. Im Jahr 1606 existierten lediglich sieben Häuser. Auch gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Zeckern nur 28 Haushalte. Die Größe des Friedhofs erklärt sich durch den sehr weiten Einzugsbereich der dort bestatteten Menschen. Dieser erstreckte sich von Hirschaid und Buttenheim bis (Erlangen)Büchenbach, und über den gesamten Aischgrund mit Adelsdorf, Mühlhausen, Kairlindach und Weisendorf.

In den Jahren 1970 und 1979 wurden bei Dokumentationen 1.522 Gräber gezählt. Etwa 800 Grabsteine waren noch vorhanden. Viele der älteren Grabsteine vor allem im unteren Teil des Friedhofs sind über die Jahrhunderte im Erdboden versunken. Während der NS-Zeit wurde der Friedhof mehrfach geschändet. Zahlreiche Grabsteine wurden damals außerdem gestohlen, und für Profanbauten zweckentfremdet. 

Eine Besonderheit des Friedhofs ist das komplett erhaltene Taharahaus. Es befindet sich in der Nähe des Eingangstors, und wurde vermutlich um 1710 errichtet. Durch eine rundbogige Tür gelangt man in den Innenraum, in dem sich der steinerne Taharatisch und eine hölzerne Totenbahre befindet. Hier wurden die Toten vor Ihrer Bestattung gewaschen. 1893 wurde das Gebäude um einen deutlich größeren Anbau erweitert. Hierin befindet sich ein Durchgangszimmer mit Brunnen, und ein größerer Versammlungsraum. Diese Räume dienen heute als Lagerraum für die Friedhofspflege. 

Am 11. September 1998 wurde ein Gedenkstein aus Granit im Eingangsbereich des jüdischen Friedhofs errichtet. Er erinnert namentlich an 31 ehemalige Mitglieder der jüdischen Gemeinde Adelsdorf, welche zur Zeit der Nationalsozialisten verschleppt und ermordet wurden.

Der gesamte Friedhof steht heute unter Denkmalschutz. Er ist wie die meisten jüdischen Friedhöfe öffentlich nicht frei zugänglich. Der Schlüssel kann aber bei der Gemeinde Hemhofen angefragt werden. Ich habe mir inzwischen schon mehrere jüdische Friedhöfe in Franken angesehen, und empfinde diesen hier als besonders sehenswert. Während man sich die schönen Steinmetzarbeiten der alten Steine ansieht findet man hier inmitten der Natur Ruhe. Der ein oder andere Besucher findet vielleicht auch zu sich selbst, und denkt über Vergangenheit und Zukunft, oder die eigene Vergänglichkeit nach.

Ältere Bilder des Friedhofs aus den Jahren 2005 und 2009 sind auf der Seite allemannia judaica zu finden. Noch ältere und seltenere Aufnahmen aus dem Jahr 1988 gibt es auf der Seite Haus der Bayerischen Geschichte. Hier sind Inschriften auf den Steinen zu sehen, die inzwischen bereits verwittert sind. Allgemeine Informationen über jüdische Friedhöfe auf Wikipedia. Wer einen jüdischen Friedhof besuchen möchte sollte beachten dass es hier einige besondere Vorschriften gibt. Sie sind z.B. auf der Seite Spurensuche - Jüdische Friedhöfe in Deutschland nachzulesen.

Quellen: Allemannia Judaica, Haus der Bayerischen Geschichte, Wikipedia